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Jahresrückblick 2019

Last updated on 2022-11-13

2017 und 2018 habe ich mich für einen Jahresrückblick in einem weit verbreiteten Format entschieden: ein tabellarischer Jahresrückblick nach einem Fragen-Schema, das mir aber, wenn ich ehrlich bin, nicht richtig behagt,

Dennoch will ich ein paar der Anregungen daraus aufnehmen.

Vorherrschendes Gefühl 2019?

Das sollte irgendwie anders. Irgendwie schien sich das schon sehr früh als Thema des Jahres zu etablieren. Wirklich wie geplant (oder besser) haben nur zwei Sachen dieses Jahr geklappt, ein Trip nach München im Februar zum Geburtstag zweier lieber Freunde (mit anschließendem Roadtrip), und der Urlaub in Südafrika. Insofern sind die wichtigen Dinge immerhin gut gelaufen. Alles andere war mehr so meh. Häufig haben wir Dinge, die eigentlich auf dem Plan standen, abgebrochen, doch nicht gemacht, es kam was dazwischen; vieles ist auch ganz ohne unser Zutun von äußeren Umständen letztlich sabotiert worden. Auch gesundheitlich ist einiges ziemlich aus dem Ruder gelaufen, das definitiv anders sein sollte… Am Ende ergibt sich so eine Art Hintergrundrauschen durchs Jahr, das einen steten Level an Frustration erzeugte.

Haare länger oder kürzer?

Kürzer. Tatsächlich habe ich im November und Dezember meinen Schädel komplett geschoren. Nach knapp 30 Jahren Haarefärben, die meiste Zeit davon blond, mit ein paar Ausflügen nach rot und braun dazwischen, wollte ich mal auf einen neutralen Status zurück. Der nachwachsende Flaum (an der Tatsache, dass ich ebenso feine wie wenige Haare habe, hat sich nichts geändert) ist fleckig dunkelblond/silbergrau und sieht sehr seltsam und ungewohnt aus. Eventuell bleibe ich auch erst mal eine Weile bei 2-3 mm Haarlänge, wir werden sehen.

Das beste Konzert?

Wieder mal „nur“ eins, das ich im TV gesehen habe, dafür aber auch ein wirklich tolles, inspirierendes Konzert – Mississippi Goddamn. Eine Hommage an Nina Simone (BBC Proms)

Ein paar Minuten daraus:

Der schönste Film?

Bad Times at the El Royale . Ganz wunderbarer Film mit Jeff Bridges, John Hamm, Dakota Johnson, Chris Hemsworth.

Das interessanteste Buch?

Rachel Maddow: Blowout. Habe ich als von der Autorin gesprochenes Hörbuch gehört, sehr zu empfehlen. Es ist kein einfaches Buch, aber der Untertitel: Corrupted Democracy, Rogue State Russia, and the Richest, Most Destructive Industry on Earth trifft es sehr gut. Maddow hat dieses Buch in den letzten zwei Jahren geschrieben und recherchiert, und es hätte zu keinem passenderen Zeitpunkt erscheinen können. Ich habe beim Hören eine Menge über die Verflechtungen von Politik und Öl-/Gas-Industrie gelernt (Stichworte: Ukraine, Exxon, Fracking, Tillerson, Russland, Putin, Schröder, Gazprom), und verstehe sehr viel mehr, wie und warum sich die Weltpolitik zu dem entwickelt hat, was sie heute ist (und warum wir alle generally fucked sind). Es ist kein schönes Buch und es sind keine schönen Erkenntnisse, eher schon sehr erschreckende, aber ich bin ein ganzes Stück „schlauer“ geworden mit diesem Buch – und das ist wohl das Maximum dessen, was mensch von einem guten Sachbuch erwarten kann. Der unaufgeregte, präzise Vortragsstil der TV-Polit-Journalistin macht das Buch noch dazu zu einem wirklich angenehm zu hörenden Werk.

Das leckerste Essen?

Mit weitem Abstand das Degustationsmenu im FYN in Kapstadt. Vermutlich das beste Essen meines Lebens.

2019 zum ersten Mal getan?

Die ersten Male in diesem Jahr passen ungefähr in drei Wochen: unseren Jahresurlaub.
Wir waren das erste Mal südlich des Äquators, das erste Mal in Afrika, das erste Mal in Südafrika. Wir haben das erste Mal Elefanten, Warzenschweine, Kudus, Straußen, Ibisse, Buntböcke, Springböcke, Zebras in freier Wildbahn gesehen.

Zum ersten Mal in meinem Leben war ich auch Teilnehmende in einem Strafprozess, als Schöffin.

2019 nach langer Zeit wieder getan?

Ein Familienmitglied (zu früh) beerdigt. Im Umfeld dieses Erlebnisses (Krebs ist ein Arschloch) und auch unter Berücksichtigung des vorherrschenden Jahresgefühls daraufhin mal wieder Werte und Ziele abgeklopft und neu sortiert.

Die teuerste Anschaffung?

Eine Playstation 4 mit zwei Controllern und dem Game Red Dead Redemption 2 . (Flugtickets wie jedes Jahr mal außen vor). Um eine PS4 bin ich schon ein Jahr vorher herumgeschlichen, nicht zuletzt wegen eben dieses Spiels.

Was schön war

Alte Freunde wiedersehen – die Abstände dazwischen sind einfach zu lang.

Ein feuchtfröhlicher Sommerabend im Garten meiner Mutter mit sehr tief gehenden Gesprächen; so offen haben wir uns selten in unserem Leben ausgetauscht. Überhaupt gehört zu den positiven Punkten 2019, wie gut doch unsere Beziehung miteinander mittlerweile ist.

Natürlich Südafrika. In der vielleicht schönsten Jahreszeit, zu der die halbe Garden Route ein Blütenmeer war, und die Temperaturen im Landesinneren erträglich. Neben „ich habe eine Elefantenherde gesehen“ war noch eine Tagestour im TukTuk zu diversen Weingütern rund um Stellenbosch ein ganz besonderer Tag voll Glück, Freude, Spaß am Leben gemeinsam mit dem Liebsten.

Trotz grauer Tage und unschöner Umstände das Beste aus etwas gemacht zu haben; statt im November bei Orkanböen und sintflutmäßigem Dauerregen in Italien oder Südfrankreich zu sein, mit dem Liebsten bewusst zu Hause geblieben, sehr viel Zeit mit Kuscheln auf dem Sofa und gemeinsam Filme schauen zugebracht.

Zitat des Jahres

The beauty of getting older is, you become lighter. The meaningless worries that once weighed you down are shedded; people’s opinions, approval, etc. You become delightfully untethered. Your profound sense of mortality necessitating that any and everyone can basically fuck off…

— Cyrus McQueen, auf Twitter (am 18.09.2019)

2019 war mit 1 Wort…?

Loslassen

Das Loslassen fand dieses Jahr auf viele verschiedene Weisen statt. Wir haben uns von der DSLR getrennt, und uns vorerst für andere fotografische Wege entschieden. Losgelassen habe ich Facebook und Flickr, aber auch einige Blogs und Projekte; losgelassen haben wir Torstens Bruder, der am Ende seines Leidens auch gern gehen wollte. Ich habe Pläne und Ideen losgelassen, dafür andere aufgenommen; ich habe nicht nur im Wortsinn Haare gelassen, sondern auch ein Bild davon, wie ich zu sein habe oder glaubte zu sein, musste daran glauben. Das ist ernüchternd, aber auch befreiend.

Veröffentlicht in Querbeet

2 Kommentare

  1. […] aber es bleibt dabei: zu 2020 kann ich keinen vernünftigen Jahresrückblick schreiben. Schon im vergangenen Jahr passte der alte „tabellarische“ Jahresrückblick-Fragenkatalog für mich nicht […]

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