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Filmnachlese 2020-01

Last updated on 2021-12-09

Alita Battle Angel

Wo ich diesen Film einordnen soll, weiß ich auch fast einen Monat später nicht so recht. Es ist Animé, aber doch nicht, es ist ein Superheld(inn)en-Film, aber doch nicht, es ist klassische SciFi, aber auch wieder nicht, es hat einen deutlichen Young-Adult-Vibe, was wohl auch der Vorlage (Manga) geschuldet ist, und gleichzeitig ein kräftiges Cyberpunk-Flair.

Visuell ist der Film auf jeden Fall ein Fest für SciFi-Fans, obwohl ich mich mit dem „animierten“ Look der Hauptfigur etwas schwer tue. Als amerikanisierte Version von Ido Daisuke glänzt Christoph Waltz. Es lassen sich eine ganze Menge Referenzen zur SF-Filmgeschichte finden, und trotz der vorhersehbaren Lovestory macht der Film viel Spaß. Schade nur, dass mit einem zweiten Teil – wenn überhaupt – wohl erst in mehreren Jahren zu rechnen wäre. – Cool.

District 13 – Banlieue 13

Der Film lag – dank Empfehlung eines Bekannten, und wegen Luc Besson – schon länger auf dem To-Watch-Stapel. In einem dystopischen Frankreich hat die Stadt Paris ein komplettes Stadtviertel als eine Art selbstverwalteten Knast abgeriegelt. Im Inneren herrschen Armut und Drogensucht, nacktes Überleben, Fallout-style, und Gewalt und ein paar Ganglords. (Daher wohl auch der deutsche Titel Ghettogangz.) „Held“ des Films ist ein junger Misfit, der ein persönliches Hühnchen mit einem der Oberbosse zu rupfen hat, und gemeinsam mit einem eingeschleusten Agenten von „draußen“ eben diesen Oberfiesling daran hindern soll, ein Missile auf die Stadt Paris abzuschießen.

Nebst einigen logischen Löchern von der Größe des Arc de Triomphe ist Banlieue 13 eine wilde Mixtur aus Parkour on steroids, Martial-Arts-Gemetzel, Fast & Furious, und klassischem Action-Movie, mit recht Besson-typischen Versatzstücken. Auf dem letzten Drittel ergibt der Plot auch so etwas wie Sinn.

Kann man durchaus schauen, wenn man überdrehte Martial-Arts-Szenen mag, ein großer Wurf ist es allerdings nicht.

Ford vs. Ferrari

Der Film erzählt im wesentlichen die Geschichte von Ken Miles und dem Shelby-Team, das für Ford in den Sechzigern LeMans gewann. Ein Stück Rennfahrgeschichte, eher langsam in Szene gesetzt, mit einem fabelhaft aufspielenden Christian Bale als Ken Miles, und einem uninspiriert Kaugummi kauenden Matt Damon als unglaubwürdigem Texaner Carroll Shelby. Für Motorsportfans ganz interessant anzuschauen, aber reisst nicht vom Hocker.

Gemini Man

Ein geradezu klassisches SciFi-Thema, das in ähnlicher Form oft genug die große Leinwand gefüllt hat. Bemerkenswert ist an diesem an Actionszenen reichen und an tiefgehender Handlung armen Film vor allem die De-Aging-Technologie, die hier Will Smith seinem 30 Jahre jüngeren Alter Ego gegenüber stellt. Mary Elizabeth Winstead verkörpert souverän den weiblichen Sidekick (und so ziemlich die einzige relevante weibliche Rolle in diesem Film). Und das war’s dann auch, was es dazu zu sagen gäbe. Vorhersehbar, recht langweilig, maximal TV-Film-Qualität.

High Rise

Hallo Dystopie, die nächste. In einem Neubau-Wohnblock irgendwo in UK, der als großer „Turm“ – High-Rise – irgendwo in einem weiten, von Parkplätzen umgebenen Nichts steht – soll die Zukunft des Jahres 1975 stattfinden. Modernste Technik, integriertes Leben mit Supermarkt und allem was das Herz begehrt an einem Fleck, niemand, der es sich leisten kann, muss noch das Haus verlassen – das perfekte (70er-Jahre)-Utopia.

Dabei ergibt sich automatisch eine Art Kastensystem von unten nach oben – unten die Armen, dazwischen die Mittelklasse, darüber die Reichen, und ganz oben Der Architekt (Jeremy Irons, dessen Charakter den sehr subtil gewählten Namen ‚Royal‘ trägt). Doch schon bald versagt die unausgereifte Technik, und eine Art Bürgerkrieg bricht aus. Um die IMDB zu zitieren:

Drugs, drink & debauchery dissolve into murder, mayhem and misogyny

Die Hauptfigur wird von Tom Hiddleston verkörpert, daneben sind u.a. Helen Moss, James Purefoy und Luke Evans zu sehen. An der schauspielerischen Leistung gibt es wenig zu meckern, am Film insgesamt dafür umso mehr. – Ein kompletter Fehlgriff.

Miles Ahead – Das Leben von Miles Davis

Dank Mediathek in der deutschen Synchronfassung gesehen. Don Cheadle, der auch Regie führte, verkörpert hier Miles Davis. Ein Blick auf das Leben des Musikers in den 70ern, die Musikszene, sein Leben und seine musikalische Entwicklung. Viel 70er-Partypeople, eine Menge rotzige Sprache und eine schöne Ausstattung. Sicher kein ganz großer Film, aber unterhaltsam. Irgendwann muss ich mir nochmal den O-Ton dazu geben, um festzustellen, ob die doch an Kraftausdrücken reiche Ausdrucksweise eventuell auch zu Samuel L. Jackson gepasst hätte.. – Gut, aber eher was für Fans.

The Sunset Limited

Film aus dem Jahr 2011 mit Samuel L. Jackson und Tommy Lee Jones (der auch Regie führte) in den Hauptrollen. Wobei Hauptrollen im Prinzip ein Witz ist: es sind die beiden einzigen Rollen. Drehbuch: Cormac McCarthy nach einem Theaterstück von Cormac McCarthy.

Professor White (Jones) will sich das Leben nehmen und wird von Black (Jackson) daran gehindert und in seine Wohnung (neben den Bahngleisen) mitgenommen, wo sich ein nächtlicher Dialog der beiden entspannt, auf der einen Seite ein desillusionierter Intellektueller, auf der anderen Seite ein (natürlich schwarzer) Ex-Häftling, der an Gott glaubt und das Leben für rettens- und lebenswert hält. Das Spannungsfeld der beiden konträren Weltsichten ist allerdings nur eine Weile spannend – schnell wird klar, dass es keine Weiterentwicklung geben kann und wird. Es ist ein Lehrstück in Mienenspiel und sorgsamer Intonation, und von der schauspielerischen Seite her beeindruckend, allerdings insgesamt dann doch etwas zu lang und zu textlastig.

Veröffentlicht in Film + Fernsehen

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