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[Archivpost | Originaldatum: 1. Juli 2007]
Zur Unterhaltung schaue ich gerade in das Science Fiction Jahrbuch 1983 von Moewig. Es ist schon lustig, mit fast 25 Jahren Abstand Berichte über Trends am Buch- und Filmmarkt zu lesen, oder eine Reportage über den Einfluss der SciFi auf die Neue Deutsche Welle. Die Mischung aus Storys, Fachartikeln und Interviews macht das Ganze mehr zu einem Magazin in Buchform als einem klassischen reinrassigen Almanach, ein Blick auf eine kommentierte Liste der bei Redaktionsschluss (Oktober 1982) in Deutschland lieferbaren (deutschen) SF-Titel ist von einem Schmunzeln begleitet.
Und prompt stoße ich auf einen klassischen Übersetzungsgoof. Joachim Körber, der heute neben eigenen Romanen vor allem als Stephen-King-Übersetzer bekannt ist, hat die im Buch abgedruckte deutsche Fassung von Norman Spinrads kongenialer SciFi-Kurzgeschichte “It’s a bird! Its a plane!” verfasst. Ich weiß nicht, wann die Übersetzung entstanden ist – die Story ist immerhin zwei Jahre älter als ich, und lange vor dem Erscheinen des Almanachs geschrieben worden – allerdings nehme ich an, dass Körber das heute besser kann.
Wie der Titel bereits dem Sachkundigen verrät, geht es um Superman. Die Hauptfigur ist ein Psychiater, der sich einer seltsamen Anhäufung von Patienten ausgesetzt sieht, die sich allesamt für Superman halten (und prompt durch den Anblick falschen Kryptonits massiv geschwächt werden – dass es mal echtes geben würde, konnte sich auch ein Science Fiction-Autor nicht ausmalen).
Besagter Psychiater hat ein alter ego mit dem Namen “Superschrumpf”. Super-was? Genau. Schrumpfen heisst auf Englisch auch “to shrink”. Ein shrink ist (ursprünglich kurz für headshrinker) ein US-amerikanischer Slangausdruck für einen Psychiater. So wird ein Schuh draus… und ich frage mich, warum man nicht einfach ‘Supershrink’ hat stehen lassen, oder eine Bezeichnung gewählt hat, die dem etwas gerechter wird – ich kann nur vermuten, dass Körber der Ausdruck damals unbekannt war.
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