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Filmnachlese 2018-02

Last updated on 2021-12-09

Im Februar gesehen:

The Grand Tour (Season 2)

Die zweite Staffel des TopGear-Nachfolgers mit Clarkson, Hammond, May. Erfreulicherweise sind – wohl auch auf das Feedback der Zuschauer hin – einige weniger gelungene Bestandteile des Formats rausgeflogen; letztlich leidet für mich GrandTour aber darunter, dass die drei alten Recken, entgegen aller Beteuerungen, eben nichts neu und anders machen. Insbesondere das starke Overscripting der „Abenteuer“ finde ich störend. Der Funke mag größtenteils nicht so recht überspringen. Das Season Finale schließlich, ein Mozambique-Special, sollte wohl an das legendäre Top Gear-Botswana-Special erinnern, war aber entschieden zu uninspiriert und aufgesetzt dämlich, um nicht zu sagen ein sehr enttäuschender Ausklang. Möglicherweise wird es Zeit für die drei Herren, sich andere Betätigungsfelder zu suchen.

IT (Es) 2017

Stephen-King-Verfilmungen gibt es derweil ja wie Sand am Meer, und zwar in allen Qualitätsstufen. Diese (Neu-) Verfilmung von Es (IT) zähle ich zu denen, die man getrost auslassen kann… Die Meinungen zu dem Film gehen auseinander. Mich störte daran vor allem der plakative Splatter, die Aneinanderreihungen von – für den Horrorfaktor – teils unnötigen Gewaltdarstellungen. Gegenüber der alten Fassung von 1990 habe ich das Gefühl, dass hier nur Ausschnitte aus vorhersagbaren Teenager-Bullying-Filmen mit reichlich Filmblut zusammengeklebt wurden. Wäre der Film denn wenigstens gut, könnte man ja noch verzeihen, dass hier von vornherein ein zweiter Teil angepeilt wird (indem man einfach nicht die ganze Geschichte erzählt), aber auch „moderne“ Special Effects und Schockeffekte sorgen noch nicht für ein gutes Gruselerlebnis. Muss man auch als King-Fan nicht wirklich gesehen haben.

The Red Baron

Es hätte mich vielleicht warnen sollen, dass ich von diesem Film noch nie gehört hatte. Warnen hätte mich auch können, dass Til Schweiger im Cast auftaucht, aber nein, ich musste ihn ja unbedingt schauen. Und eigentlich ist dieser Film über den Roten Baron Manfred von Richthofen, Flieger-As des 1. Weltkrieges, auch gar nicht sooo übel. Nur ist er auch nicht richtig gut. Das liegt zum einen daran, dass die Handlung sich elendig dahin zieht und der Film schätzungsweise gute 30 Minuten zu lang ist; es liegt aber auch daran, dass hier massive, pseudoheroische Geschichtsklitterung betrieben wird, die aus von Richthofen etwas ganz anderes macht als er allen historischen Quellen nach gewesen zu sein scheint, und die weite Teile einfach weglässt und ausblendet. Dabei hätte der rote Baron durchaus genug Material für einen etwas irren, charismatischen Kriegshelden abgegeben, stattdessen schreibt Regisseur und Drehbuchautor Nikolai Müllerschön ihm eine (unnötige) Liebesgeschichte mit einer Krankenschwester und reichlich Grundsatzbetroffenheit ins Buch. Die Charaktere von The Red Baron bleiben blass und langweilig, auch Joseph Fiennes und Lena Heady können dieses Ding nicht retten.

Murder on the Orient Express (2017)

Und noch ein Remake. Kenneth Branagh verkörpert in dieser mit Weltstars nur so vollgestopften Neuauflage des vielfach verfilmten Klassikers den Hercule Poirot, und meistert diese Rolle sehr souverän. Visuell ist der Film ein Fest, eine im positiven Sinne altmodische Ausstattungsorgie, und auch viele der Kameraeinstellungen sind absolut großartig. Johnny Depp als krimineller (und sehr bald toter) Widerling wird mir noch eine ganze Weile in Erinnerung bleiben; ebenso bin ich dankbar für einen der vielleicht letzten großen Auftritte von Dame Judi Dench.

Kann der Film mit der Fassung von Sidney Lumet aus dem Jahr 1974 mithalten? Nicht vollständig – Poirot fehlt ein wenig die neugierige Spitzfindigkeit seiner filmischen Vorgänger, und ich vermisse den Hauch (Selbst-) Ironie, die man sowohl bei Finney als auch bei anderen Poirots (natürlich Ustinov) findet. In der Mitte des Films wirkt der Handlungsverlauf etwas zäh; der Charme und die Eleganz des – nicht ohne Grund mit mehreren Oscars und Oscarnominierungen ausgezeichneten – Films von 1974 werden nicht erreicht. Dennoch vergnüglich anzuschauen.

Veröffentlicht in Film + Fernsehen

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