Last updated on 2021-12-09
Bookmarks, womit verwalten? Es gibt eine ganze Menge Tools mit diversen Features, Looks, Optionen – aber welche ist die richtige für genau mich?
Ausgangsbasis: ich will meine sehr umfangreichen Bookmarksammlungen sowohl unter OSX als auch unter Android nutzen können, vorzugsweise browser- und plattformübergreifend, auch Linux oder Windows oder whatever könnten hier irgendwie mal Einzug halten. Ich will, wenn ich beispielsweise einen Artikel über Sojasauce schreibe, alle passenden Links / Beiträge schnell auf einen Blick sehen. Ein gut handhabbares Tagging ist also ebenfalls wichtig.
Zu Win 3x-Zeiten hatte ich ein kleines Tool namens Powermarks, das bereits damals Schlagwörter konnte – kaum jemand hatte damals von Tags gehört. In der DB lagen runde 3500 Links, in den Frühzeiten des WWW ein sehr wichtiges Archiv, denn mal schnell was googlen ging zu dieser Zeit noch nicht. Das ist zum Glück heute anders, und man muss von daher echt nicht mehr alles bookmarken.
Auf der anderen Seite ertappe ich mich immer wieder bei „da hab ich doch was zu gelesen“ und „hätte ich es mal gebookmarkt / gescreenshottet“.
Im Browser
Browser-Bookmarks fand ich immer hakelig und dank ihrer hierarchischen Struktur auch eher ungeeignet, wenn ich nicht drölfzig Doubletten eines Links einsortieren wollte. Ausserdem ist der Cross-Browser-Sync mühsam.
Mein primärer Browser ist dieser Tage Chrome. In der direkten Lesezeichenleiste finden sich hier all die Dinge, auf die ich mehrfach täglich zugreife, das wird auch in Zukunft so sein – das sind Webseiten, die ich mir zwar merke, aber bei denen die 1-Click-Lösung einfach die beste ist.
Ansonsten sind die Browser-Bookmarks ein besserer oder eher schlechterer Linkdump von Zeug, das ich demnächst mal gebrauchen könnte, erledigen muss, irgendwann mal anschauen oder in Ruhe lesen will, und genau dieser Linkdump füllt sich (mal wieder) schwallartig an. Da muss Ordnung rein.
Ausprobiertes
Diigo (hatte ich früher mal, gefällt mir aber vom Handling heute nicht mehr), Refind (cool, aber nicht so strukturiert wie ich das gern hätte), Delicious (lange Zeit viel genutzt, stirbt nach Übernahme durch Pinboard gerade zum x-ten Mal), Raindrop.io (visuell orientiert, hübsch gemacht, aber zu groß und bunt und umständlich), Tagpacker (eigentlich ziemlich gut, sehr gute Suche, wenn es sich visuell anders darstellen liesse und die Sortierung der Tags besser wäre, wäre das mein Favorit), Lumio (nette Idee, Textauszüge zu clippen, aber insgesamt auch nicht intuitiv bedienbar) mit unterschiedlichen Probedauern. Außerdem ein halbes Dutzend Browser-Bookmark-Addons wie Dewey. Nichts klickte für mich wirklich.
Interessant finde ich Pinboard, das ausgesprochen oldschool und text/tag-orientiert ist. Die 11 Euro Preis per se stören mich nicht, das ist es mir ggf. wert, die Frage ist aber: nutze ich es dann auch wirklich oder landet nicht doch wieder alles im Dump? (Nebeneffekt der Suche: ich habe heute gefühlte 20 Browser-Addons für Bookmarkingtools gelöscht).
Nach längerer Zeit habe ich mal wieder Pocket aufgemacht, dabei festgestellt, dass ich mir irgendwann ein IFTTT auf meinen Twitter-Reiseaccount gelegt hatte, der automatisch gefavte Tweets nach Pocket befördert. Gute Idee, guter Artikeldump, man muss ihn halt nur ab und zu mal leermachen. Wie bei all solchen Apps ist eben das genau die Crux: ich muss noch eine App aufmachen…
Also habe ich mich heldinnenhaft durch die angesammelten Links bei Pocket gearbeitet, gelöscht, getaggt, und archiviert, und dabei festgestellt, dass die Durchsuchbarkeit von Pocket zumindest als Nicht-Premiumkunde auch nicht ganz das ist was ich möchte. Dafür gefällt mir die Inbox – das auf einen Klick nach Pocket speichern und dabei einen Tag vergeben – prima.
Wofür brauche ich überhaupt Bookmarks?
Um Dinge wiederzufinden, d’oh. Oder?
Die ursprüngliche Idee von Bookmarks war, eine Website wiederzufinden. Das meiste, das ich bookmarke, sind aber Einzelinfos, und was ich suche, ist im Zweifel eben nicht die Website an sich, sondern die spezifische Information. Um so etwas zu sammeln, bietet sich genau genommen eher ein Dienst wie Evernote an, der bei mir aber aus anderen Gründen rausgeflogen ist. Dafür habe ich mir einen eigenen Workaround gebaut, den ich ein anderes Mal vorstelle, bei dem die entsprechenden Artikel in meiner Dropbox liegen.
Ich brauche Bookmarks also
- um Dinge auf einen Klick aufzurufen –> im Browser
- um Dinge später zu lesen / zu bearbeiten –> im Browser oder in Pocket
- um Informationen wiederzufinden -> eigene Lösung
- als lose Ideensammlung –>derzeit im Browser, aber sehr viel Kruschelkiste
Und jetzt?
(updated: 21. Juli)
Obwohl ich Pinboard und mit einer Einschränkung auch Tagpacker sehr angenehm finde, sehe ich nicht viel Gewinn darin, meine Bookmark-Infrastruktur dorthin umzuziehen.
Ich habe nun doch die 11 Dollar für einen Jahresaccount bei Pinboard ausgegeben, und auch gleich die entsprechenden Bookmarklets in Chrome gesetzt.
Die derzeitige Lösung sieht nun so aus:
- Was ich im Browser so aufsammele und später lesen will, geht per Bookmarklet ‚read later‘ zu Pinboard und wird dort als ungelesen markiert.
- Die Twitter-Favs des Reiseaccounts gehen (weiterhin) zu Pocket, einfach weil das so aufgesetzt ist, und von dort zieht Pinboard sie automatisch als ungelesene Items. Damit entfällt der folgende Punkt.
Einmal die Woche muss ich Pocket sichten.- Was ich aufheben will oder auch nur erst mal für Recherchezwecke sammele, tagge ich per Bookmarklet und habe es gleich in Pinboard. Die Durchsuchbarkeit von Pinboard ist für meine Zwecke großartig, allerdings nichts für visuell orientierte Menschen.
- Mein gesammeltes Gekruschel habe ich gesichtet, getaggt und soweit nötig gelöscht oder auch als PDF gesichert. Im Browser habe ich jetzt wirklich nur noch die Dinge gebookmarkt, die ich regelmäßig brauche.
- Für einige visuellere Themen lohnt es sich ggf., ein Pinterest Board anzulegen (etwa, bestimmte Fitness-Videos)
- Als superschnelles Tool zum Durchsuchen von Pinboard habe ich mir zusätzlich auf dem Mac Shiori (kostenlos) installiert, das funktioniert wunderbar, und ein cooles Addon von Joseph Schmitt gibt’s auch noch dafür.
Das Fazit bleibt das gleiche: Das ist jetzt nicht die Weltformel, und auch nicht die perfekte All-in-one-Lösung, aber die, mit der ich derzeit am Besten leben kann.
Hallo Petra,
vielen Dank für den schönen Artikel.
Uns von Tagpacker würde natürlich sehr interessieren, wie wir Darstellung und Sortierung ändern müssten, um Dich als User (zurück) zu gewinnen.
Vielleicht schaffen wir ja, aus dem „wäre das mein Favorit“ ein „ist mein Favorit“ zu machen 🙂
LG aus München in den Norden
Chris