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Südseeblau

Von „südseeblauer“ Tinte schrieb Herr Buddenbohm in seiner (höchst lesenswerten) Hommage an seinen kürzlich verstorbenen Schwiegervater „Es bleiben Rätsel“.

Südseeblau, Augenblick – so eine Farbe habe ich doch auch im Tintenrepertoire? Doch was in meinem türkisfarbenen Pilot Metropolitan (wie oben zu sehen) gerade Dienste tut, hat Pelikan Aquamarin genannt. Aquamarin, auch hier der Bezug zur See – allerdings eben auch zu dem Edelstein (den ich auch sehr mag); passenderweise nennt Pelikan seine feinen Tinten auch „Edelsteintinten“.

Südseeblau also – schließlich werde ich bei den Tinten von Waterman fündig, die diesen Begriff anscheinend für sich besetzt haben.

Farbbezeichnungen faszinieren mich schon immer – wie also mochte diese Tinte wohl im Original heißen? Bei Appelboom kann man die Tintenfarben von Waterman auf Papier sehen, und oh, ah! Da gibt es nicht nur das (natürlich) Turquoise, sondern auch ein Serenity Blue, und eine Farbe, die ich wohl profan als blasses Jeansblau beschrieben hätte, die dort aber ein Mysterious Blue wird.

Farbnamen haben manchmal Magie – etwa, wenn Bob Ross bedachtsam hier noch ein bisschen Alizarin Crimson, da noch einen Hauch Van Dyke Brown, oder auch ein Meer aus Prussian Blue, Phthalo Green und ein paar Atemzügen Liebe auf die Leinwand tüpfelt, und uns alle wissen lässt, dass es keine Fehler gebe, nur happy little accidents.

Und auch mit Tinte kann man malen… und wie! Zum marinen Thema passend ein schöner Beitrag über die Malerei von Nick Stewart, der hier mit der Tinte Randall Blue Black arbeitet.

Womit ich zu noch einem Maler, mit Farbe wie mit Worten, komme: Als Teen las ich – vor der bekannten Verfilmung – Das Boot, und war fasziniert, wie Lothar-Günther Buchheim Farben beschrieb. (Mir war zu der Zeit nicht bewußt, dass der Mann Maler war, aber auch mit dem Wissen habe ich nicht weniger Freude an seinen Beschreibungen von Wellen und Wolken in diesem Buch). Etwa aus dem Kapitel: Gammeln 1

Jeden Tag kleidet sich der Himmel schon morgens in eine andere Farbe. Da gibt es die grünen Himmel, vitriolgrüne, pistaziengrüne. Manchmal ist das Grün so scharf wie von durchleuchteter Waldmeisterlimonade. Und dann wieder ist die Grüntönung nur ein zerblasener grünlicher Schaum wie aus einem überkochenden Spinattopf, oder sie ist ein eiskaltes Kobaltgrün, das schnell ausbleicht und sich zu Neapelgelb verfärbt.

An einer anderen Stelle das hier, was doch bestens zum Thema Südseeblau passt

aber dann beginnt von hinten ein mattes, leuchtendes Blau durchzuschlagen, das nur noch einen Schimmer von Grün hat: Veroneser Blau.

An Südsee denkt mensch allerdings bei den Schilderungen in Das Boot eher nicht… und ist das Meer in der Südsee überhaupt so türkis?

Solche Wasserfarben habe ich selbst u.a. in Süditalien gesehen, und natürlich in Thailand, was zwar entschieden südlich ist, aber doch keine Südsee.

Südsee, das Wort ruft bei mir Assoziationen von Gauguin-Gemälden, Kolonialromantik und -Kitsch auf. (Gauguin und die Südsee, das ist eine andere Geschichte und soll ein anderes Mal erzählt werden).

Und so schlage ich den Bogen zurück zu Waterman, den Erfindern des ersten nicht tropfenden Füllfederhalters, in New York gegründet, heute in Paris ansässig (der Wikipedia-Artikel ist einen kleinen Ausflug wert, wenn man sich für Schreibgeräte interessiert), und vielleicht erklärt das dann auch, warum aus Türkis ein Südseeblau und kein Karibik-Blau wurde: Tahiti und die Südsee sind den Franzosen dann doch näher am Herzen…

Veröffentlicht in Stift + Papier

2 Kommentare

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